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Das Impingement, Schulter Impingement oder Impingement Syndrom: Es zwickt bei nahezu jeder Bewegung in der Schulter. Alltägliche Aufgaben und Routinehandgriffe sind geprägt durch stechende Schmerzen.
Auch an Schlaf ist nicht zu denken, denn jede falsche Druckbelastung, Spannung an gewissen Stellen führt automatisch zu einem unschönen Erwachen. Am Tag führt die Einengung zu Beschwerden und Schmerz. In der Tat, Schulterschmerzen können das Leben zur Hölle machen. Ist eine Operation nötig oder gibt es eine alternative Therapie? Wie die Schmerzen entstehen, was Impingement Syndrome bedeutet und wie ihr euch dagegen schützen könnt erfahrt ihr in unserem neuesten Blogartikel.
Die menschliche Schulter bedeutet für uns im Alltag auf Grund ihrer einzigartigen Anatomie oftmals Fluch und Segen zugleich. In ihrer Funktion als beweglichstes Kugelgelenk des Körpers erlaubt uns die Schulter eine Bewegung des Armes in allen drei Ebenen und Achsen und stellt damit einen entscheidenden Faktor für die schier grenzenlose Bewegungsvielfalt des menschlichen Körpers dar. Das hohe Ausmaß der Beweglichkeit fordert allerdings auch seinen Preis und geht zur Lasten der Stabilität. Dies merkt man zum Teil beim anheben der Arme. Denn anders als im funktionell verwandten Hüftgelenk verfügt das Schultergelenk nur über einen geringen knöchernen Schutz. Während der Oberschenkelkopf im Hüftgelenk fast vollständig in der Gelenkpfanne im Becken verankert ist, liegt der Oberarmkopf auf der relativ flachen Gelenkpfanne des Schultergelenks lediglich auf. Für die Fixierung der knöchernen Strukturen sorgt damit lediglich ein komplexer Apparat aus Muskulatur und Bändern, welcher der Schulter seine Struktur und Stabilität verleiht.1
Einen Löwenanteil an der Stabilisation des Schultergelenks übernimmt dabei die sogenannte Rotatorenmanschette (auch: rotator cuff). Dieser Begriff umfasst eine Gruppe von vier Muskeln (M. infraspinatus, M. supraspinatus, M. subscapularis und M. teres minor), die gemeinsam mit ihren Sehnen den Gelenkkopf des Oberarmknochens in der Gelenkpfanne des Schulterblatts zentrieren und damit die Gelenkkapsel der Schulter verspannen. Als gemeinsamer Ursprung dient dazu das Schulterblatt, von wo aus die beteiligte Muskulatur zu ihren verschiedenen Ansatzpunkten am Oberarmkopf ziehen. Ihren Namen verdankt diese Struktur der zusätzlichen Funktion ihrer Komponenten als Innen- und Aussenrotatoren der Schulter.2
Die hohe Komplexität dieses Schutzapparats stellt die Achillesferse der Funktionalität der Schulter dar. Wann immer die Balance der Rotatorenmanschette durch Verletzungen oder muskuläre Insuffizienzen beeinträchtig wird, droht zusätzlich eine Einschränkung der Bewegungsamplitude der Schulter.
Ein bekanntes und weit verbreitetes Phänomen, das auf ein solches funktionelles Defizit derselbigen zurückgeführt werden kann, ist das sogenannte Impingement Syndrom, sprich Schulterimpingement. In die deutsche Sprache übersetzt bedeutet das englische Verb „to impinge“ so viel wie anschlagen oder aufprallen, was die Symptomatik dieses Problems bereits anschaulich beschreibt. Zumeist durch ein muskuläres Defizit ausgelöst, erfährt der Arm im Zuge dieser Problematik im Bereich der Gelenkpfanne eine unzureichende oder fehlerhafte Zentrierung. Dadurch wird die Biomechanik des Gelenks empfindlich gestört und es kommt zu einer Verengung des Zwischenraums (Subacromialraum) zwischen dem Schulterdach (Akromion) und dem Oberarmkopf.
Als Folge des Impingement Syndroms drohen neben der degenerativen Sehnenveränderung des M. supraspinatus vor allem Schmerzen infolge der Kompression von Sehnen und Gewebe, im speziellen Weichteilgewebe. Die betroffenen Strukturen werden bei einer entsprechenden Bewegung buchstäblich zwischen den Oberarmkopf und dem Schulterdach eingeklemmt. Diese Symptomatik tritt vor allem dann auf, wenn eine Abduktion des Arms, also ein seitliches Anhebung in Richtung Kopf erfolgt. Auf Grund der anatomischen Begebenheiten treten die Schmerzen in der Regel bei einer Abduktion zwischen 60 und 120 Grad auf, weshalb bei der Diagnostik eines Impingement Syndroms auch häufig von einem „painful arc“, also einem schmerzhaften Bogen die Rede ist. Als besonders schmerzhaft gilt die Ausübung der Abduktion zwischen 80 und 90 Grad bei einer gleichzeitigen Innenrotation des Arms. Bevor zu einer endgültigen Diagnose Röntgenbilder und MRT-Aufnahmen durchgeführt werden, stehen fachkundigen Ärzten und Orthopäden eine Reihe unterschiedlicher Bewegungstest zur Verfügung, die auf eine Impingement Symptomatik als Schulterverletzung aufmerksam machen können.3 4
Eine der bekanntesten und etabliertesten dieser Methoden zur Diagnose des Impingement Syndroms in der Schulter ist der Hawkins Test. Bei dieser relativ einfach und in ein paar Sekunden durchführbaren Untersuchung befindet sich der betroffene Arm des Patienten zunächst in einer hängenden Neutralstellung. Von hier aus wird der Arm von der untersuchenden Person am Ellenbogen und Handgelenk gegriffen und zunächst im Schultergelenk nach vorn um 90 Grad angehoben. Daraufhin beugt der Untersucher den Ellenbogen in Richtung des Körpers ebenfalls um 90 Grad. Anschließend wird der senkrecht stehende Unterarm möglichst weit in die Horizontale bewegt, um eine passive Rotationsbewegung im Gelenk zu erreichen. Ein Schmerzauftreten innerhalb der beschriebenen Bewegungen gilt als deutlicher Indikator für ein anzunehmendes Impingement-Syndrom.5
Im Video unten erklären wir euch die Durchführung des Hawkings-Test noch einmal im Detail:
Die Symptome eines akuten Impingement Syndroms können weit über die bereits beschriebenen Schmerzen während einer Abduktionsbewegung hinaus reichen. So treten bei einer fortlaufenden Problematik häufig Schmerzen in der betroffenen Schulter während dem Schlafen auf. Auch das Halten des Lenkrads während des Autofahrens kann bei einem fortgeschrittenen Impingement schnell zu einer unlösbaren Aufgabe werden. Eine weitere prekäre Langzeitfolge beschreibt die fortlaufende Abnahme der Beweglichkeit im Schultergelenk. Dieses Phänomen ist auch unter dem Begriff sekundäre Schultersteife oder „frozen shoulder“ bekannt.6
Die schiere Anzahl und Heftigkeit der Symptome macht deutlich, dass ein Impingement möglichst schnell als ein solches diagnostiziert werden sollte, um einen sofortigen Beginn der Gegenmaßnahmen einleiten zu können. Allgemein gilt der Grundsatz: Je früher eine Therapie eingeleitet wird, desto schneller und unkomplizierter ist die Chance auf eine vollständige Genesung. Bei einem langfristig verschleppten Impingementsyndrom ohne Therapie drohen hingegen durch die dauerhaften Strapazen der betreffenden Strukturen drastische Folgen wie Sehnenrupturen, die eine vollständige Deaktivierung der Rotatorenmanschette als Folge nach sich ziehen können.
Ist ein Impingement erst einmal aufgetreten gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Therapien, um den Symptomen erfolgreich entgegen zu treten. Die moderne Medizin vertraut hierbei grundsätzlich zunächst auf konservative Behandlungsmethoden des Impingement Syndroms, ehe operative Maßnahmen in Erwägung gezogen werden. Zu den konservativen Ansätzen zählt neben der medikamentösen Behandlung des entzündeten Gewebes durch Tabletten oder Spritzen vor allem die therapeutisch angeleitete Kräftigung der Muskulatur als wirksame Therapie. Durch diese Maßnahmen wird zum einen die Schwellung des betroffenen Schleimbeutels gelindert, zum anderen sorgt die gekräftigte Muskulatur für eine funktionell ausgerichtete Haltung des Arms in der Gelenkkapsel. Sinnvolle alternativen Therapien sind außerdem Akupunktion, sowie homöopathische Behandlungsformen.
Erst wenn durch keine dieser Maßnahmen eine ausreichende Schmerzreduktion und Verbesserung der Funktion erzielt wird, muss eine operative Behandlung (Operation) der Patienten in Erwägung gezogen werden. Im Zuge dieser Operation wird in der Regel durch einen arthoskopischen Eingriff die knöcherne Verengung beseitigt und die daraus resultierenden Kalkablagerungen entfernt. Dadurch erhält die am häufigsten von der Impingement-Symptomatik betroffenen Supraspinatus Sehne ihren ursprünglichen Spielraum zurück. Diese Operation wird auch als subacromiale Dekompression bezeichnet.
Wer jedoch das Risiko eines Impingements mitsamt der auftretenden Schmerzen und der anschließenden zeitintensiven Therapie von vornerein minimieren will, der sollte großen Wert auf eine ausgeglichene Belastung des Schulterapparats legen.
Die beste Möglichkeit einem Impingement vorzubeugen bietet dabei ein regelmäßiges präventives Training der Rotatorenmanschette. Denn in Zeiten von zunehmender Bewegungsarmut und sitzenden Tätigkeiten steigt das Risiko erheblich auf kurz oder lang selbst mit den Schulterschmerzen in Berührung zu kommen. Schuld daran sind die häufigen Fehlhaltungen, die bei der Ausübung typischer Schreibtischjobs mit viel Computerarbeit entstehen. Durch die ständige Vorhaltung der Schultern (beispielsweise während der Bedienung einer Tastatur), erfährt das Gleichgewicht der für die Innen- und Außenrotation der Schulter zuständigen Muskulatur eine folgenreiche Beeinträchtigung. Durch die charakteristische Körperhaltung während der Arbeit, drohen die Aussenrotatoren durch die tagtägliche Überstreckung zu verkümmern, während die Innenrotatoren, welche die Schulter in Richtung Brust drehen, zunehmend verkürzen.8
Neben besagten Büroangestellten sollten aber auch ambitionierte Sportler aus Bereichen wie Handball, Volleyball und dem Bodybuilding ein regelmäßiges präventives Training der Rotatorenmanschette, also auch Außenrotatoren trainieren in ihre Übungsroutine miteinbauen. Durch die häufigen Überkopfbewegungen und die dabei auftretenden hohen Belastungen der Schulter zählen diese Sportler nämlich ebenso zu den potentiell Gefährdeten eines Impingement Syndroms, wie Berufstätige, die beispielweise als Maler tätig sind und dabei ebenfalls häufig mit Überkopfbelastungen zu tun haben.
Im Fokus der präventiven Maßnahmen steht dabei die Kräftigung der zumeist verkümmerten Außenrotatoren. Zu diesen zählen der M. deltoideus pars spinalis (der hintere Teil des Deltamuskels an der Schulter), der M. teres minor und der M. infraspinatus in seiner Funktion als kräftigster Außenrotator. Mit Ausnahme des Deltamuskels liegen die genannten Muskeln alle sehr gelenksnah und haben damit mehr eine Funktion der Stabilisation als eine Bewegungsfunktion. Diese Information ist wichtig für die Implementierung der folgenden Übungen, da für die Kräftigung besagter Muskulatur keine hohen Widerstände oder Zusatzgewichte von Nöten sind.
Für eine bessere Übersicht haben wir euch die 5 besten Präventionsmöglichkeiten für eine gesunde und funktionstüchtige Schulter noch einmal zusammengefasst:
Auch unsere Trainer im Original Bootcamp legen in ihren Camps stets großen Wert auf eine funktionelle Aktivierung der Rotatorenmanschette, Rotatorentraining und die richtige Haltung der Schulter während des Workouts. Falls ihr also eurem bewegungsfreudigsten Gelenk einen Gefallen tun wollt und euch gleichzeitig eure Fitness wichtig ist, solltet ihr unbedingt einmal bei uns im Probetraining vorbeischauen . Wir freuen uns auf euch!
Im Folgenden haben wir euch außerdem einen Ausschnitt an Übungen zusammengestellt, die es ohne großen Aufwand ermöglichen die Rotatorenmanschette funktionell zu kräftigen und dadurch die Schulterstrukturen zu entlasten und einem Impingement vorzubeugen. Die beschriebenen Bewegungsabläufe eignen sich hervorragend als Teil einer Aufwärm-Routine und können so bei Bedarf in jeden Trainingsplan eingebaut werden.
1) Aussenrotation der Schulter mit angelegtem Ellenbogen
Ihr benötigt ein Superband, Deuserband oder ein Theraband, um die folgende Übung durchzuführen. Befestigt das Band dazu zunächst einmal auf Höhe eures Ellenbogens an einem stabilen Fixpunkt. Stellt euch dann seitlich zu besagtem Fixpunkt und greift das Band mit der entfernten Hand. Der Ellenbogen sollte dabei um 90 Grad gewinkelt sein und muss fest an die Hüfte angelegt werden. Den Grad der Schwierigkeit bestimmt ihr durch den Abstand zum Fixpunkt.
Für die eigentliche Übungsausführung wird nun der Arm im Schultergelenk nach außen rotiert. Entscheidend für eine korrekte Ausführung ist der ständige Kontakt des Ellenbogens mit der Hüfte, da sonst eine Ausweichbewegung stattfindet. Ein zwischen
Ellenbogen und Hüfte eingeklemmtes Handtuch eignet sich hervorragend zur Kontrolle der Bewegungsausführung.
Ihr könnt diese Übung problemlos in eure bestehende Trainingsroutine einfügen und solltet dabei für die besten Ergebnisse stets 1-3 Sätze mit 8-12 Wiederholungen durchführen.
2) Aussenrotation der Schulter mit abduziertem Ellenbogen
Für die folgende Übung braucht ihr einen Tube oder eines der oben beschriebenen Bänder. Fixiert den Tube vor euch auf Schulterhöhe an einem stabilen Ankerpunkt. Greift nun den Tube einhändig mit einem 90 Grad Winkel im Ellenbogen- und Schultergelenk. Um die Übung durchzuführen wird nun wieder die Schultern nach außen rotiert, sodass der Unterarm soweit wie möglich nach oben wandert. Achtet dabei darauf, dass der Ellenbogen stets in einer Achse mit der Schulter bleibt.
Sollte euch dies Probleme bereiten könnt ihr den Ellenbogen auf einer Ablage mit entsprechender Höhe ablegen. Achtet bei der Ausführung stets darauf, dass die Handgelenke gerade bleiben, der Rumpf aktiviert ist und der Brustkorb stolz aufgerichtet ist. Führt diese Übung in 1-3 Sätzen mit 8-12 Wiederholungen durch.
3) Innenrotation der Schulter mit angelegtem Ellenbogen
Der Musculus Subscapularis ist der Einzige der vier Muskelanteile der Rotatorenmanschette, welcher neben der Addduktion (=Heranführen) des Armes auch bei der Innenrotation der Schulter beteiligt ist. Durch die folgende Übung erfährt auch dieser Muskel eine funktionale Kräftigung zur Stabilisierung der Schulter. Die Ausgangslage ähnelt der Startstellung von Übung 1), unterscheidet sich aber dadurch, dass das Gummiband in diesem Fall auf der Arm nahen Seite fixiert wird und damit Zug nach außen generiert. Aus dieser Position wird nun der Arm mit einer Ellenbogenbeigung von 90 Grad kontrolliert in Richtung des Bauchnabels aus dem Schultergelenk nach innen rotiert und anschließend langsam wieder zurück in die Ausgangslage gebracht. Auch bei dieser Übung darf der Ellenbogen den Kontakt zur Hüfte zu keinem Zeitpunkt verlieren.
Führt auch diese Übung in 1-3 Sätzen mit 8-12 Wiederholungen durch.
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Quellenangaben:
1 http://www.innerbody.com/image/musc10.htm
2 http://flexikon.doccheck.com/de/Rotatorenmanschette
3 http://lib.sh.lsuhsc.edu/portals/orthopaedic/shoulderimpingement.pdf
4 http://flexikon.doccheck.com/de/Subakromiales_Impingement
5 http://physicaltherapyweb.com/hawkins-kennedy-test-orthopedic-shoulder-examination/
6 http://gelenk-klinik.de/orthopaedische-erkrankung/schulter/impingement-syndrom-schulter.html
7 http://www.klinikum.uni-muenchen.de/Orthopaedische-Klinik...
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